Das Label NINE EYEWEAR gehört mit Gründungsdatum im Jahr 2010 noch zu den sehr jungen Labels. Aber nicht alles ist jung und neu: Die Expertise von Firmengründer Jens William Sørensen reicht in die frühen Neunzigerjahre zurück. Als Europa-Distributor für die Brands OKIO und BADA sammelte er umfangreiche Erfahrungen, nicht nur im Vertrieb, sondern auch im Design von Brillen und der Produktion. Mit der Zeit kamen jedoch viele neue Labels auf den Markt und für seine Vertriebsmarken wurde es zunehmend schwierig, am Markt noch wahrgenommen zu werden. Für Sørensen fehlte beiden Labels auch eine eindeutige DNA. Das änderte sich komplett mit seinem eigenen Label NINE EYEWEAR: In einem Moment, in dem enorm viele leichtgewichtige und fast unsichtbare Brillen verkauft wurden, entschied sich Sørensen, Brillen zu designen, die sowohl ultra-leicht sind, als auch sophisticated und optisch wahrnehmbar. Willkommen zum SPECTR Brand Profile.“
Jens, würdest Du Dich selbst als typischen Dänen bezeichnen?
Sicher!
Und warum?
Schau mich doch an – ich bin groß, blond und widme mich voll dem kreativen Design. Noch dänischer geht’s doch wohl gar nicht, oder?
Wahrscheinlich nicht. Hinter der Gründung von NINE EYEWEAR steht, dass Dir bei deinen Vertriebslabels etwas gefehlt hat?
Man könnte sagen, dass wir uns irgendwann die Frage gestellt haben: „Wäre es möglich, eine bequeme und leichte Brille mit einem einfachen aber dennoch wahrnehmbaren Design zu schaffen, das sich von all den anderen Brillen unterscheidet?“
Ist NINE EYEWEAR in Bezug auf sein Design denn eine typisch dänische Marke?
Dänische Architektur und Design sind seit jeher bekannt für Einfachheit, Funktionalität und Ästhetik. Bei uns in Dänemark gibt es viele großartige Designer. Wir alle kennen Arne Jacobsen, Poul Henningsen, Verner Panton und Jørn Utzon. Und wir haben tolle Modedesigner wie Malene Birger, Mads Nørgaard und Sand, um nur einige zu nennen. Wenn man sich diese Designer anschaut, sieht man eine Tendenz zu zeitlosen, klassischen Designs, was für mich das typische an dänischem Design darstellt.
Mit Blick auf Dein eigenes Label, was ist bei Euch der typisch dänische Ansatz?
Wenn ich Brillen entwerfe, bemühe ich mich um ein Gleichgewicht aus ästhetischem Design und tief verankerter Funktionalität. Ich sehe NINE EYEWEAR gern als Accessoire, welches die Persönlichkeit des Trägers auf anspruchsvolle Weise unterstreicht, anstatt selbst eine Persönlichkeit schaffen zu wollen. Letzteres ist einfach nicht unsere Aufgabe.
Die Persönlichkeit unterstreichen anstatt sie neu zu schaffen. Wo siehst Du den Unterschied?
Unser Ziel besteht darin, Brillen herzustellen, die man beim Tragen einfach vergisst. Es hört sich vielleicht etwas bizarr an, wenn man als Marke von seinen Kunden vergessen werden möchte, aber gerade wenn uns dies gelingt, haben wir unsere Arbeit erfolgreich erledigt. Die Philosophie von NINE EYEWEAR liegt darin, Brillen anzubieten, die so unglaublich bequem zu tragen sind wie etwa eine Lieblings-Jeans. Man will sie einfach nie wieder ausziehen. Der Einsatz von leichten Materialien, Hüllen aus Gummi sowie flexibles Beta-Titan sind die Gründe, weshalb unsere Brillen-Designs so enorm bequem sind. Weiterhin hinterlassen unsere Rahmen keinerlei Druckstellen oder Kopfschmerzen. NINE EYEWEAR steht für ultra-leichte Titanbrillen ohne unnötige Schnörkel und Details.
Wenig Gewicht vs. optische Wahrnehmbarkeit? Wie verbindest Du diese beiden Wünsche?
Genau hier wird es schwierig. Wenn man seine Marke nach dem Gewicht ihrer Produkte benennt, schränkt das die Möglichkeiten schon deutlich ein. Für mich ist es eine konstante Erinnerung daran, dass wir in erster Linie stets anspruchsvolle Technologien, super Materialien und eine gute Verarbeitung bieten müssen. Ein gutes Beispiel hierfür ist unsere sehr erfolgreiche Kollektion: NINE 3rd. Wir brauchten eine Plastik-Kollektion in unserem Portfolio und ich persönlich war schon immer sehr angetan von Azetat. Nur leider ist Azetat ein eher schweres und steifes Material, also mussten wir uns nach etwas anderem umsehen. Und mit transparentem Polyamid haben wir den perfekten Werkstoff für unsere Zwecke entdeckt. Kombiniert mit Bügeln aus Titan, liefert dieses ultraleichte und flexible Material die Grundlage für ebenso coole wie haltbare Rahmen – sogar noch leichter als die aus reinem Titan.
Beim Stichwort Titan müssen wir direkt an japanische Herstellung denken.
Als ich meine eigene Marke für leichte Luxus-Brillen gründen wollte, war mir sofort klar, dass Japan der einzige Ort auf der Welt ist, der meinen hohen Qualitätsansprüchen gerecht werden kann. Ich hatte bereits seit über zehn Jahren mit Herstellern aus Japan gearbeitet, hatte also Kontakte zu den besten Produzenten. Im Laufe der Produktmustererstellung verliebte ich mich in die tiefgründige japanische Handwerkskunst, ihre ganze Art zu denken sowie ihre hohen Ansprüche an Wertvorstellungen im Geschäftsleben.
Was genau begeistert Dich daran?
In Japan gibt es einen Wert namens „Monotsukuri“, der sich auf die präzise Handwerkskunst bezieht, für die Japan historisch bekannt ist. Es geht darum, eine bestimmte Handwerkskunst zu perfektionieren. Für mich ist dieser Anspruch einer der Gründe, weshalb die japanischen Hersteller ihre hohen Qualitätsstandards erreichen konnten.
Und Deine eigene Firmenphilosophie?
Als Dänen leben wir im glücklichsten Land der Welt und fühlen uns gegenüber unseren Herstellern, Angestellten sowie Endkunden hoch verpflichtet. Für mich persönlich ist das enorm wichtig. Wir bei NINE EYEWEAR folgen unserem eigenen Verhaltenskodex und von unseren Herstellern erwarte ich ein ähnliches Engagement. Unser Verhaltenskodex ist ein Regelwerk, das ich verfasst habe, um unser Verantwortungsbewusstsein und faires Geschäftsgebaren auf den Punkt zu bringen. Ich bin sehr stolz darauf, dass sich unsere Arbeit mit japanischen Lieferanten komplett mit unseren Prinzipien vereinbaren lässt.
Werdet Ihr Titan ewig treu bleiben?
Unsere NINE 3rd Kollektion läuft bestens und bedient die Nachfrage nach leichten Brillen aus Plastik. Die Träger sind ganz verrückt nach den Brillen. Titan ist ein großartiges Material, aber wir sind stets auf der Suche nach Möglichkeiten, unsere Produkte zu verbessern.
Und zum Abschluss: Was ist das Besondere an Eurer neuen Kollektion?
Auf der Silmo stellen wir eine neue Kollektion als Teil der klassischen, ursprünglichen Linie von NINE EYEWEAR vor. Bei NINE EYEWEAR standen schon immer größere, skandinavische Brillendesigns im Vordergrund. Daher vervollständigen wir jetzt unser Gesamtangebot mit einer neuen Kollektion im Retro-Look. Diese bietet eine dezente Mischung aus ausgereiften, schlichten Designs in Vintage-Farben, wobei wir den klassischen Look mit den flexiblen Eigenschaften von Titan kombinieren.
Das klingt spannend. Vielen Dank für das Interview, Jens.
// erstmalig wurde dieser Artikel in Ausgabe #18 veröffentlicht.
CREDITS
Photo / Sanne Berg
Stills / Raphael Schmitz