LUNOR // 30 YEARS OF LUNOR

The traditional way of being modern


LUNOR feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum, dabei liegt die Handwerkskunst seit 2005 in den Händen der Familie Fux. Das Label aus dem Schwarzwald vereint sehr unterschiedliche Facetten unter einem Dach. Auf der einen Seite ist LUNOR sehr heimatverbunden und fokussiert sich vor allem auf klassische Styles und traditionelle Fertigungskunst. Auf der anderen Seite verfügt die Brand durchaus über einen internationalen Impetus. So hat auch Apple Gründer Steve Jobs über 14 Jahre nie eine andere Brille getragen als die Classic Rund und somit zum Wachstum von LUNOR beigetragen. Wir sprechen mit Vater Ulrich und den Geschwistern Michael und Sophie Fux über die Reise des Familienunternehmens und darüber, welche Bedeutung ihr neues Firmengebäude und die eigene Produktion spielen. Auch in Sachen Produktneuheiten kommen die drei nicht mit leeren Händen zum Interview. Erstmalig präsentiert LUNOR eine Hornbrillenkollektion.

Hallo Ulrich, Sophia und Michael, LUNOR feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Wo kommt die Marke her? 

Ulrich Fux (UF): Gegründet wurde die Marke in einem Wohnhaus in Stuttgart. Hier zeigt sich fast eine Parallele zur “Garagenfirma” Apple, zumindest was die Anfänge betrifft. Die Idee bestand darin, antike Brillenfassungen als Inspiration für neue Modelle zu nehmen, nicht nur in Bezug auf Design, auch in Hinsicht auf die Qualität. Und das ist bis heute so!

Ist diese Idee auch heute noch Teil von LUNOR?

Michael Fux (MF): Die Neuinterpretation von antiken Brillenfassungen ist sicher bis heute noch ein Teil unseres Markenkerns. Hierbei inspiriert uns unsere Brillensammlung mit Stücken aus den letzten Jahrhunderten. Der Markenkern besteht aber auch aus kompromissloser Qualität, dem Fokus auf besondere Details und dem klassischen, zeitlosen Unisex-Design.

Ihr beide habt die Brand im Jahr 2005 übernommen. Wie kam es dazu? Was war Euer persönlicher Bezug zu der Marke?

UF: Nach 27 Jahren als selbständiger Augenoptiker war eine neue Herausforderung angesagt. Wenn man dann auch noch großes Potenzial sieht, ist der Weg ein klarer.

Warum habt Ihr eine bestehende Marke übernommen und nicht eine neue gegründet?

MF: Bei einer neuen Marke kann man sich noch auf dem weißen Blatt Papier austoben und hat keinerlei Einschränkungen, steht dann aber vor der Frage: Wie bekomme ich meine Produkte im Markt platziert? Hierin liegt einer der größten Pluspunkte einer bestehenden Marke, denn man kann auf ein vorhandenes Vertriebs- und Händlernetz zurückgreifen. 

Wie gut hat das geklappt?

MF: Auch wenn am Anfang noch genau begutachtet und hinterfragt wird, was die „Neuen“ machen, so bekommt man doch auch viel Unterstützung und die Lernkurve ist steil. Wir haben von Anfang an sehr viel Potenzial in der Marke gesehen. Die Produkte waren schon damals super, es hat jedoch an der Kommunikation gefehlt.

Was habt Ihr gemacht?

MF: Wir haben angefangen, die Marke mit gezielten Maßnahmen bekannter zu machen. Und auch durch die Erweiterung der Produktlinien haben wir die gesamte Kollektion breiter aufgestellt und somit mehr Optiker und Endkunden erreicht.

Hat Euch beim Aufbau auch Euer Background als Augenoptiker geholfen?

UF: Ja klar, in LUNOR floss auch sehr viel Knowhow aus der Kundenberatung als selbständiger Augenoptiker mit ein. Wenn man ständig Kunden berät und mit der perfekten Brille glücklich macht, hat man einen Blickwinkel, der einem Industriedesigner fehlen mag.

Was war für Euch auf dem Weg zur globalen Marke der stärkste individuelle Push? 

UF: Die ellenlange Liste an Schauspielern und Prominenten war schon motivierend, sodass wir hier anknüpfen und den Erfolg mit den richtigen Brillen weiter ausbauen wollten. Als Fan von Apple Produkten – das iPhone gab es damals allerdings noch nicht –  war Steve Jobs als unser Kunde das Tüpfelchen auf dem “i”.

Du hast ja bereits durch die Analogie in der Entstehungsgeschichte auf Deine Sympathie zu Apple hingewiesen. Wie kam es eigentlich dazu, dass Steve Jobs gefühlt immer eine LUNOR trug? 

Sophie Fux (SF): Steve kaufte 1998 seine erste randlose LUNOR Classic Rund in New York und war danach so von der Handwerkskunst und Qualität begeistert, dass er sich im Laufe der Jahre zusätzliche Brillen in antikem Silber und gelegentlich in 18-karätigem Weißgold kaufte. Während zahlreiche Prominente LUNOR tragen, ist die Steve Jobs Fassung die Einzige, die bis heute speziell aufgrund des Trägers gekauft wird.

UF: Dass man eine Brille 14 Jahre lang schön finden kann, ist ein Beweis für die Langlebigkeit jenseits von modischen Strömungen.

Wie hat sich das auf die Nachfrage nach diesem speziellen Modell ausgewirkt? War der Push weltweit gleich?

MF: Seit 2011 ging die Nachfrage steil nach oben. Gefühlt wollte jeder eine Classic Rund. Wir haben unsere Brillen in Länder verkauft, die wir noch nie zuvor beliefert hatten.

Hat die Nachfrage auch auf andere Modelle abgestrahlt? Oder haben andere Produkte darunter ggf. sogar gelitten?

UF: Gelitten hat sicherlich kein Modell. Aber die Classic, vor allem in der Variante Rund wird immer unser Klassiker bleiben.

SF: Es hatte tatsächlich nur positive Auswirkungen, sowohl auf LUNOR und auf die gesamte Classic Linie als auch alle Formen der Linie.

2017 habt Ihr ein neues Firmengebäude im Nordschwarzwald gebaut und bezogen. Woher kam die Inspiration und was war Euch bei der Realisierung wichtig?

UF: Das neue Gebäude war aus mehreren Gründen wichtig. War es anfangs die Überlegung, Prozesse zu vereinfachen und mehr Platz zu schaffen, nahm dann später, als unser Architektenteam die ersten Entwürfe zeigte, die Überzeugung Gestalt an, harmonisch im Einklang mit unserer schönen Natur leben und arbeiten zu wollen.

Ein Jahr später habt Ihr eine Auszeichnung als klimaneutrales Unternehmen erhalten. Welche Maßnahmen waren dafür verantwortlich?

MF: Den Anstoß gab der nahezu autarke Neubau mit Solarmodulen und Erdwärmenutzung. Neben der Reduzierung von Plastik und Abfall haben wir den unvermeidbaren Rest schließlich über Klimazertifikate kompensiert.

UF: Für LUNOR hat sich nur geändert, dass wir jetzt unsere Grundhaltung entsprechend kommunizieren. Wir sind froh, dass es heute die Möglichkeiten gibt, durch Kompensation keinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.

Seit 2019 fertigt Ihr Brillen auch in einer eigenen Manufaktur. Wie kam es dazu?

MF: Unser Wunsch war es, langfristig Brillen in Deutschland zu fertigen. Einige unserer Hersteller stehen kurz vor der Rente und es gab keine erkennbare Nachfolgeregelung.

UF: Uns motivierte außerdem, dass das noch in Deutschland vorhandene Knowhow nicht verloren gehen darf und an zukünftige Generationen weitergegeben wird.

Welche Vorteile bringt die eigene Manufaktur?

MF: Man kann die Produktion gezielt auslasten und muss die Kapazitäten nicht mit Wettbewerbern teilen, die bei gleichen Lieferanten bestellen. Auch Design-Ideen können besser umgesetzt werden, da man selbst viel länger an etwas tüfteln kann, bis es am Ende passt.

In der eigenen Produktion fertigt Ihr Edelstahlbrillen. Es gibt von LUNOR aber auch Acetat, Metall- und – ganz neu – Hornfassungen. Was sind die sortimentsübergreifenden für Euch typischen Designmerkmale?

MF: Neben klassischen Formen legen wir sehr viel Wert auf traditionelle Fertigungsmethoden und viele kleine Details. Zum Beispiel unsere Bügel- und Backen-Scharniere, die aus einem vollen Metallblock gefräst oder gedreht werden. Wir verwenden keine unechten Nieten oder Backenblenden. Jedes Element, das verwendet wird, hat eine Funktion!

Was zeichnet Eure neuen Edelstahl-Modelle aus? 

MF: Bei unseren Edelstahl-Fassungen verwenden wir ausschließlich Halbteile, die wir selbst designt und entwickelt haben. So findet sich z. B. an der Classic Fassung ein Sattelsteg, der über mehrere Jahre perfektioniert wurde, bis er den optimalen Sitz hatte. Die M5 wird außerdem nicht einfach aus einem Blech geschnitten, sondern alle Halbteile traditionell hergestellt und am Ende verlötet. Hierzu wird auch die Backe aus einem Metallblock ausgefräst oder der Metallbügel aus einem Metalldraht reduziert. Das ist eine Technik, die heute in Europa kaum noch Anwendung findet. Letztendlich ist das alles sehr aufwendig und kostenintensiv, aber wir sind der Meinung, dass es sich lohnt. Abgerundet wird die M5 durch Titanpads, die wir in genau dieser Ausführung schon seit fast 30 Jahren an unseren Fassungen verwenden. Deren Vorteil ist, dass sie sehr bequem sind und ein Brillenfassungsleben lang halten.

Acetat spielt auch eine bedeutende Rolle bei Euch. Was gefällt euch an dem Werkstoff?

MF: Man hat unglaublich viele Möglichkeiten, Fassungen zu gestalten: So haben wir bei der A5 Linie einen klassisch eleganten Ausdruck und bei der A12 durch den tief gesetzten Backen einen Retrocharakter kreiert. Und bei der neusten Linie A13 polarisieren wir mit der Kaschierung am Mittelteil und holen die 60er Jahre ins Hier und Jetzt.

Setzt Ihr grundsätzlich auf beständige Klassiker oder versucht Ihr, immer wieder neue Styles aufzusetzen?

MF: Es ist eine Mischung aus beidem. Zum einen bleiben wir den klassischen Retro-Styles treu, auf der anderen Seite ist es trotzdem wichtig, zu beobachten, was der Markt macht. Wenn Fassungen im Allgemeinen größer werden, dann passen auch wir die Größen behutsam an.

Sprecht Ihr mit den unterschiedlichen Materialien eigentlich auch jeweils eine eigene Zielgruppe an?

UF: Man könnte sagen: die gleichen Gruppen, aber zu unterschiedlichen Zeiten. War Acetat am Anfang bei jüngeren Kunden hip, hat sich das jetzt etwas Richtung älteres Semester verschoben.

SF: Grundsätzlich sprechen wir mit allen unseren Fassungen ähnliche Zielgruppen an. Das sind gleichzeitig Frauen und Männer, sowohl Jüngere als auch Ältere. Das ist in unserem klassisch-zeitlosen Designansatz begründet und zeigt sich an unseren Käufern.

Diesen Designansatz erweitert Ihr jetzt um eine weitere Dimension: Brillen aus Horn. Was hat Euch dazu bewogen?

MF: Wir wollten ein besonderes Highlight zum 30. Jubiläum rausbringen. Es gab auch früher schon mal eine LUNOR Hornlinie, doch jetzt ist es uns gelungen, unser Signature-Scharnier in eine Büffelhornbrille zu integrieren und so einen Wiedererkennungswert zu schaffen. Auch wenn die Herstellung sehr aufwendig ist, es macht die LUNOR Hornfassungen einzigartig und darauf sind wir sehr stolz.

Was gefällt Euch an Horn besonders gut?

UF: Naturhorn ist ein sehr angenehmes und hautfreundliches Material und zudem noch sehr leicht. Das ist Natur pur. Acetat trägt sich toll, Horn ist die Steigerung.

Wie gliedert sich Horn in Eure allgemeine Philosophie ein?

UF: Vor Erfindung der Kunststoffe und somit auch des Acetats, das recht naturnah ist, nutzte man häufig Horn als Brillenmaterial. Was sollte also besser zu uns passen als Horn?

MF: Und natürlich trägt die Hornbrille durch das typische Nietscharnier und ihre filigrane Formensprache unsere Handschrift.

Bedient Ihr mit Horn eine neue Kundenschicht und vielleicht sogar einen neuen Vertriebskanal?

UF: Wer auf höchste Qualität UND gleichzeitig Naturmaterialien stand, wurde bisher bei LUNOR leider nicht fündig. Das ist zum Glück vorbei.

SF: Hornfassungen werden vor allem von echten Horn-Liebhabern gekauft. Diese schätzen die Nachhaltigkeit, die Leichtigkeit und die Langlebigkeit. Wir werden die Hornfassungen über unsere bestehenden Vertriebskanäle und LUNOR Partner verkaufen.

Wie viele Modelle umfasst die Horn Kollektion?

MF: Zum Start gibt es drei Formen in jeweils zwei Farben.

Das ist ja noch überschaubar. Werdet ihr die Kollektion ausbauen?

MF: Genau, die erste Erweiterung wird es bereits zur Opti 2022 geben.

Was ist mit anderen, innovativen Fertigungen wie 3D-Druck? Viele Marken greifen den Trend auf.

MF:  3D-Druck verwenden wir aktuell ausschließlich zum Prototyping. Der 3D-Druck hat sich in den letzten Jahren sehr schnell entwickelt und wird das mit Sicherheit auch weiter tun. Der jetzige Stand entspricht bezogen auf die Haptik allerdings noch nicht unserem Anspruch. Außerdem favorisieren wir die traditionellen Fertigungsmethoden.

Konsequent! Ein anderes Zukunftsthema ist die Digitalisierung. Wo steht ihr da?

SF: Wir investieren momentan viel in die Digitalisierung unserer Prozesse. Im letzten Jahr haben wir es dem Großteil unserer Mitarbeiter ermöglicht, mobil zu arbeiten. Das möchten wir auch für die Zukunft so beibehalten. Das stellt uns vor die Herausforderung, trotz der räumlichen Distanz die Kommunikation, die Zusammenarbeit und den Teamspirit zu erhalten.

Inwiefern digitalisiert Ihr Eure Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten?

SF: Auch darin liegt ein Fokus von uns. Wir tun dies z. B. über unseren B2B-Webshop. Hier ist die Herausforderung, die Vereinfachung von Vorgängen durch Digitalisierung mit dem Service des persönlichen Kontaktes zu vereinen.

Der digitale Wandel stellt viele Unternehmer vor große Aufgaben. Welches Mindset ist grundsätzlich von Nöten, um diesen Weg erfolgreich einzuschlagen?

SF: Wichtig ist es, offen für Veränderungen und gut über den Fortschritt der Digitalisierung und seiner Möglichkeiten informiert zu sein. Das gilt für uns als Unternehmensführung genauso wie für unsere Mitarbeiter. Offenheit für Veränderung und Fortschritt ist daher ein wichtiger Bestandteil unserer Unternehmens-Philosophie. Das hilft uns, die Chance der Digitalisierung für uns zu erkennen und zu nutzen.

Wo geht bei LUNOR die Reise hin? Wo seht Ihr die Branche im Allgemeinen und LUNOR im Speziellen in fünf Jahren?

UF: Fünf Jahre ist ein sehr überschaubarer Zeitraum. Wir sind ja schon fast wieder fünf Jahre im neuen Gebäude. In fünf Jahren wird sich nicht viel ändern. Die Art vielleicht, wie die Mitarbeiter ins Büro fahren – wir installieren gerade mehrere neue Ladestationen, damit sich das schnell ändern kann. Da die Ansprüche an gutes Sehen eher zunehmen, wird die Branche auch in fünf Jahren gut aufgestellt sein. Vielleicht wird sich der Wunsch nach regionalen Produkten und höchster Qualität noch verstärken.

Das wäre wünschenswert. Was wird Euch auch in Zukunft ein Herzensanliegen sein?

MF: Eine Herzensangelegenheit, ja eigentlich sogar absolute Notwendigkeit, sind weiterhin unsere Bemühungen zu noch mehr Nachhaltigkeit. Ohne eine intakte Umwelt haben wir keine Zukunft, was das langfristige unternehmerische Handeln ad absurdum führen würde. Außerdem pflegen wir seit vielen Jahren aus Überzeugung Beziehungen als Förderer und Spender zu gemeinnützigen Organisationen. Als Designer schlägt mein Herz aber natürlich auch für zeitloses und funktionales Design, ohne sich von Trends zu stark beeinflussen zu lassen.

UF: In Bezug auf unsere Fassungen kann man sicher sagen: LUNOR steht immer für höchste Qualität.

Vielen Dank.

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