Retail – Optik Oberländer
Oberländer ist ein Name, der auch über Köln hinaus für seine besondere Auswahl an Brillen bekannt ist. In zwei Geschäften bietet der Optiker professionelles Handwerk und ein attraktives Markenportfolio – von sportlichen Oakleys bis hin zu eleganten Chanels. Wer genau hinschaut, der wird in der Auslage aber auch den einen oder anderen Insider-Tipp finden. Vom Banker in Anzug und Krawatte bis hin zum ausgeflippten Künstler – die Kundschaft ist vielschichtig, scheint aber auch stets ein großes Interesse für das Produkt mitzubringen. Wir trafen den Inhaber Armin Vogel und ließen uns in angenehmer Atmosphäre sein Konzept erläutern.
Herr Vogel, wir stehen im Optik Oberländer, die Einrichtung mutet außergewöhnlich hell und modern an. Stehen wir in einem Optik-Fachgeschäft oder in einem modernen Sunglasses-Store?
Wir haben eine interessante Mischung zwischen dem Optiker und dem Sunglasses-Store gefunden. Gerade in den Sommermonaten sind wir der absolute Sonnenbrillen-Fashion-Store. Die technischen Prozesse, die im Hintergrund ablaufen, bemerkt der Kunde gar nicht. Dies ist für uns und für den Kunden vielmehr eine Selbstverständlichkeit. Natürlich sind wir ein Optik-Fachgeschäft, dennoch laufe ich nicht mit einem weißen Kittel durch den Laden. Wir verkaufen ‚Mode’.
Wie sind Sie zu dem Beruf Optiker und zum Geschäft Oberländer gekommen?
Nach Absolvierung der Ausbildung zum Augenoptiker habe ich als Geselle bei Optik Oberländer gearbeitet und auf der Höheren Fachschule in Köln in einem fünfsemestrigen Studiengang den Meister erworben. Mittlerweile bin ich seit 15 Jahren bei Optik Oberländer, übernommen habe ich das Fachgeschäft vor zehn Jahren.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu diesem Geschäft in der Ehrenstrasse gibt es noch ein weiteres Geschäft. Warum zwei?
Wir brauchen den Platz und nutzen die Chance, den Kunden unterschiedliche Sortimente zeigen zu können. Dieses Geschäft hier ist eher sportiv und modern. Unser Geschäft in der Pfeilstraße zeigt die eleganten und chicen Labels wie Chanel, Bulgari und Christian Dior. Es gibt kaum Überschneidungen in den Sortimenten.
Dieses Geschäft hier ist sehr hell, und das Interieur ist komplett in Weiß gehalten.
Ja, Weiß ist für mich die schönste Farbe. Außerdem kommen die Produkte dabei besonders gut zur Geltung. Da wir die Brillen vor einer Lichterwand präsentieren, kann der Kunde auch sehr gut die Gläserfarbe erkennen. Dies ist ein maßgebliches Kriterium beim Sonnenbrillenkauf.
Woher kommt die Inspiration zur außergewöhnlichen Lichtinstallation?
Das „trashige“ Design ist abgestimmt auf die Präsentationswände. Die Lichtinstallation ist komplett „handmade“ und sorgt für ein einladendes Ambiente. Licht ist für mich ein wichtiges Stilelement in meinen Geschäften.
Geht man an Oberländer vorbei, bekommt man auf den ersten Blick den Eindruck, dass es sich um ein Monolabel-Store handelt. Ein Schaufenster – eine Marke. Hat das System?
Unsere Schaufenster sind ein Spiegel unserer Markenphilosophie. Wir konzentrieren uns auf eine festgelegte Anzahl an Labels und gehen dort in die Breite, um möglichst viel der Kollektion zu zeigen. Mit unseren Schaufenstern sprechen wir eine klare Sprache – und das alle drei Wochen aufs Neue. Unsere Kunden sind markenaffin – sie finden das gut.
Eure Stores befinden sich inmitten trendiger Modegeschäfte. Woher kommen eure Kunden?
In erster Linie aus dem Kölner Umland. Wir haben aber auch Kunden, die extra aus Hamburg, Berlin, oder Frankfurt anreisen.
Was haben andere Brillenläden nicht, weshalb ein Kunde zum Kauf einer Sonnenbrille quer durch die Republik reist?
Ich vergleiche das immer gerne mit einem guten Essen. Optik Oberländer ist wie ein Besuch in einem Feinschmecker-Restaurant, etwas auf das man sich freuen soll. Die Kunden merken, dass die Art und Weise, wie sie beraten werden, hier anders ist als bei vielen anderen. Unsere Mitarbeiter haben einfach einen Blick für die richtige Brillenform und -farbe für jeden Kunden. Aber natürlich wird auch der Service bei uns groß geschrieben – und das schon seit über 40 Jahren.
Sind es diese dienstältesten Mitarbeiter, die das Markenportfolio festlegen und den Einkauf verantworten?
Als Geschäftsführer bin ich federführend. Aber letzten Endes entscheiden wir gemeinsam im Team, was uns gefällt und mit welchen Modellen wir uns auch wirklich identifizieren können. Man findet die Labels, die wir führen, zwar teilweise auch woanders, aber unsere Kunden wissen genau, dass wir Modelle führen, die es sonst nicht so häufig gibt.
Gibt es Inspirationsquellen für die Markenauswahl? Wodurch lasst Ihr euch beeinflussen?
Ganz wichtige Faktoren sind für mich mittlerweile allgemeine Mode- und Farbtrends. Wir müssen wissen, welche Farben nächsten Sommer oder Winter angesagt sind. Modefarben setzen sich heutzutage, im Gegensatz zu früher, auch bei Brillen durch. Außerdem sind für uns auch immer kleine Labels attraktiv. Die haben, was Form, Farbe und Material ihrer Modelle angeht, oft interessante Geschichten zu erzählen.
Seid ihr denn experimentierfreudig, was neue Labels angeht?
Ja! Wir sind immer auf der Suche nach neuen Labels. Ich bin viel unterwegs auf Messen, um neue Trends und Labels zu entdecken. Ich finde es sogar richtig spannend, wenn ich ein kleines Label entdecke, das sonst noch keiner anbietet. Einige unserer Kunden möchten auch nur solche Sonnenbrillen haben, die selten auf der Straße zu sehen und unbekannt sind. So gehörten wir z. B. auch zu den ersten Shops in Deutschland, die Mykita führten.
Experimentierfreudige sind oft ja auch stilsicher. Welcher Style war 2010 besonders angesagt? Und wie sehen die Trends für die Zukunft aus?
Frauen waren und sind nach wie vor auf der Suche nach harmonischen großen Formen, die den Schwung der Augenbrauen wieder aufgreifen. Auch bei Männern sind die Brillen ganz klar wieder größer geworden. Das sieht man am schon seit Jahren angesagten Aviator-Style.
Wie halten Sie sich in Sachen Brillenmode auf dem Laufenden?
Designer und Hersteller kommen oft auf Oberländer zu, um von mir Trendimpulse zu bekommen. Wir beratschlagen uns über Formen, Farben und Trends für kommende Modelle.
Sie sind also maßgeblich am Design neuer Styles beteiligt?
Sagen wir mal so, ich liefere einen gewissen Input, der den Designern bei ihrer Arbeit hilft.
Was bringt der enge Kontakt zu den Designern mit sich?
Wir bekommen neue Kollektionen früher als viele andere. Das ist uns auch sehr wichtig. Unsere Kunden sind in Sachen Mode sehr gut informiert. Die erwarten von uns, dass wir die Sonnenbrillen für nächsten Sommer bereits jetzt im Sortiment führen.
Ich habe auf eurer Internetseite gesehen, dass ihr auch Costumized Brillen anbietet. Wie kann ich mir das vorstellen?
Wir vermessen den Kopf des Kunden, suchen eine passende Brillenform aus und können diese in verschiedensten Farben und Materialien herstellen. Sollte noch irgendetwas an der Brille nicht passen, kann der Produzent die Bügel, den Nasensteg oder Sonstiges genau auf den Kunden zuschneiden. Damit der Kunde abschätzen kann, wie er mit der Brille aussehen wird, zeigen wir ihm vorab eine Fotomontage, in der die Brille in das Gesicht des Kunden animiert wird. Erst wenn der Kunde mit dem Ergebnis zufrieden ist, wird das Wunschmodell in Handarbeit gefertigt. Das Ergebnis sind perfekt auf den Kunden zugeschnittene Brillen.
Auf dem Tisch vor uns liegt ein Magazin, in dem wir eine Gemeinschaftswerbung von Optik Oberländer und dem Sportgeschäft Alpenstille in Rösrath sehen. Wie kommt es zu dieser ungewöhnlichen Kooperation?
Da gibt es eine recht einfache Erklärung. Das Sportgeschäft mit einem Fokus auf Ski- und Golfprodukte gehört mir.
Eine recht ungewöhnliche Kombination.
Auch wenn es zunächst etwas völlig anderes zu sein scheint, gibt es doch zahlreiche Überschneidungen. Schließlich tragen gerade beim Sport viele Leute Kontaktlinsen oder modische Sportbrillen. Auch beim Klientel gibt es sehr viele Überschneidungen.
Und warum gerade ein Skigeschäft?
Ich bin früher selbst Skirennen gefahren und habe als Skilehrer und Skibergführer gearbeitet. Es besteht also auch hier eine große persönliche Affinität zu dem Thema. Früher wurde ich häufig von Bekannten gefragt, ob ich ihnen Skizubehör besorgen könnte. Irgendwann schoss mir dann die Idee in den Kopf, diese Nachfrage professionell zu bedienen. Alpenstille in meinem Wohnort Rösrath ist inzwischen eine der größten Skiverleihstationen nördlich der Alpen.
Interessant. Beeinflussen sich die beiden zunächst völlig unterschiedlich erscheinenden Branchen positiv? Oder ist es nicht eher eine Zerstreuung?
Die Vielseitigkeit und auch die Unterschiedlichkeit beider Sparten inspiriert mich total. Wenn ich auf die Ispo fahre, sehe ich dort ganz andere Menschen und Produkte als auf einer Optikmesse. Das hilft, mal einen Schritt zur Seite zu treten und das eigene Geschäft mit etwas Distanz zu betrachten. Hier erfahre ich viel Inspiration und nehme viele Ideen mit, von denen ich einige als Optiker umsetzen kann.
Wenn man Sie über Ihre Arbeit reden hört, verfestigt sich der Eindruck, Sie haben Ihre Leidenschaften zum Beruf gemacht.
Absolut. Für mich ist mein Job mehr, als Brillen zu verkaufen und Optikerdienstleistungen anzubieten. Mir ist der persönliche Kontakt zu den Kunden sehr wichtig. Unser kulinarischer Service ist bereits sehr bekannt und beliebt. Die Kunden wissen, dass wir mit Leidenschaft bei der Sache sind.
Kulinarische Genüsse? Lecker. Da könnte man ja gleich noch auf einen Kaffee bleiben.
So soll das auch sein. Die Kunden fühlen sich bei uns wohl. So kommen viele bei einer Shoppingtour auch einfach so mal auf einen Kaffee, Prosecco oder im Winter auch schon mal auf einen Glühwein vorbei. Bei Oberländer ist das eine Selbstverständlichkeit.
Und zu guter Letzt ein Ausblick. Wo steht Oberländer in fünf Jahren?
Oberländer wird weiterhin DER Trendsetter in Sachen Brillenmode sein. Unser Konzept basiert darauf, immer am Puls der Zeit zu sein.
Herr Vogel, vielen Dank für das Interview.
Text & Interview: Marc Preinesberger